Für das Publikum des 21. Jahrhunderts scheinen die Fragen, über die sich die Vertreter der Reformation vor 500 Jahren gestritten haben, kaum noch nachvollziehbar: Wie ist Gott im Abendmahl präsent? Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Taufe? Dürfen Geistliche heiraten? Welche Rolle spielen Heilige? Das Landesmuseum erzählt Geschichten der Reformation und deren Streitfragen anhand von historischen Objekten und Bildern.
Das Seelenheil soll nicht käuflich sein, darüber waren sich Zwingli, Luther und die anderen Reformatoren des 16. Jahrhunderts einig. Bei anderen Fragen herrschte jedoch weniger Einklang. Zur Durchsetzung ihrer Positionen schuf die Bewegung, die Prunk, Heiligenbilder und Skulpturen verteufelte und aus den Kirchen entfernen liess, ihrerseits neue Bilder. Dazu gehört zum Beispiel die Stadtansicht von Zürich, auf der die Stadtheiligen erst zerkratzt und danach sorgfältig übermalt wurden. Oder das Gemälde von Jesus inmitten einer Kinderschar – ein Propagandabild gegen die Täufer. Ein weiteres Bild, jenes des lutherischen Abendmahls, ist Zeugnis des Streites zwischen Zwingli und Luther um die Bedeutung des Abendmahls. Eigens für die Ausstellung produzierte Animationsfilme erwecken die Geschichten und Konflikte, von denen diese Bilder und Objekte zeugen, zum Leben.
Neben den grossen Fragen der Reformation, über die in ganz Europa gestritten wurde, beschäftigt sich die Ausstellung auch mit Ulrich Zwingli. Mit seinen Thesen von 1523 schuf er die Basis für die Zürcher Reformation. Dem Kampf mit den Worten folgt der Kampf mit Waffen. Sein Schwert und Helm werden nach seinem Tod zunächst zu katholischen Trophäen, später zu reformierten Reliquien. Den möglichen Weg dieser Dinge vom Schlachtfeld ins Landesmuseum erzählt auch hier ein Animationsfilm. Speziell jüngere Museumsbesucher werden so ermutigt, die Geschichte der Reformation zu erkunden.
FÜHRUNGEN
Einbildung und Ausbildung. Was man mit Bildern und Worten alles machen kann.
Mi, 21. Februar 2018, 18 Uhr
Mit Niklaus Peter, Pfarrer an der Fraumünsterkirche, Zürich
Als das Glauben noch geholfen hat. Eine Ausstellungserkundung vom Wort zum Bild.
Mi, 7. März 2018, 18 Uhr
Mit Gesa Schneider, Leiterin Literaturhaus und Museum Strauhof, Zürich
Act local, think global. Von der Milchsuppe zur Gutenberg-Galaxis.
Mi, 21. März 2018, 18 Uhr
Mit Juri Steiner, Kurator und Kunsthistoriker, Lausanne
Vor Gott ist weder Mann noch Weib: Geschlechterverhältnisse in der Reformationszeit.
Mi, 4. April 2018, 18 Uhr
Mit Claudia Opitz Belakhal, Professorin Universität Basel
Teilnehmerzahl beschränkt | Tickets können reserviert werden
T +41 (0)44 218 66 00 | reservationen@nationalmuseum.ch
VERANSTALTUNGEN
Dienstags-Reihe
Di, 6. März 2018, 18.30 Uhr
Mit Herfried Münkler, Professor für Theorie der Politik an der Humboldt-Universität zu Berlin
Weitere Informationen und Tickets unter www.dienstagsreihe.landesmuseum.ch
Weitere Führungen und Veranstaltungen sind ab 8. Januar 2018 online verfügbar auf www.landesmuseum.ch