Neue Erkenntnisse, neue Einsichten, radikale Traditionsbrüche. Daneben Verunsicherung und Melancholie, vor allem aber dynamischer Aufbruch zu neuen Horizonten – so lässt sich die Stimmung in Zürich um 1517 beschreiben. 22 junge Artisten und KünstlerInnen machen im Rahmen des diesjährigen Münster-Märt jene Dramatik mit Körper und Sprache, Musik und Tanz aus heutiger Sicht erlebbar.
Die Gesellschaft zu Fraumünster organisiert alle drei Jahre den Münster-Märt. 2017 findet unter dem Motto «Wandel in der Ernährung um 1517» und «Es brodelt im Volk» ein zusätzliches Spectaculum in Verbindung mit dem Mysterienspiel Akte Zwingli, das am selben Wochenende uraufgeführt wird, statt. Ein recht gemischtes Völkchen trifft sich rund um den Münsterhof: Weltliches und Geistliches, vom Kaufmann, Ritter, Bischof bis hin zum Narr. Unter die neugierigen Zuschauer mischen sich klagende Nonnen, die den Verlust ihrer klösterlichen Heimat beweinen.
Prophetische Gestalten verkünden vom Balkon des Zunfthauses zur Meisen radikale Systeme des Denkens und revolutionäre Ideen– von Thomas Morus «Utopia» bis zu Erasmus von Rotterdams «Lob der Torheit». Alchimisten, Kosmologen, treten in Ladengeschäften auf, geben Einblick in die arabische und persische Medizin des Zürcher Apothekers Christoph Clauser und Kurtisanen locken mit verführerischen Angeboten körperlicher Lust und Liebeskunst. Rund um den Markt fährt ein Wagen mit einer Bühne. Darin spielen und erzählen Artisten von exotischen Tieren, fremden Völkern und von der gerade erst entdeckten Neuen Welt. Sie zeigen den mythischen Liebesapfel. Rund um den Brunnen wiederum beten weise Priester mit Inbrunst um Erlösung und um den Erlass ihrer Sünden, von Zwingli höchstpersönlich streng beäugt. Willkommen, Gross und Klein, tretet in das alte Zürich ein, entdeckt Herrenbrötli, Bücklinge, Chriesitotsch, Liebesapfel und Wermuth, und lasst euch verführen, wenn es heisst: Weg frei für Thalias Gefährt zu Kurzweil und Sensation auf dem Zürcher Münster-Märt.