Was die Menschen der Reformationszeit assen, lässt sich vom 16. bis 18. Juni anlässlich des Reformationsmarktes der Fraumünsterzunft auf dem Münsterplatz erfahren. Obwohl die Zeit vor und während der Reformation für die kommenden Jahrhunderte massgebliche Veränderungen des Nahrungsangebotes mit sich brachte, spürten die Menschen zu Lebzeiten Zwinglis noch kaum etwas davon. Die Entdeckung beider Amerikas und die Lockerung der Fastengebote, erst durch den Vatikan und dann durch die Reformatoren selbst, sollte sich erst in den kommenden Jahrzehnten auf das Nahrungsangebot und die Nahrungsauswahl auswirken. Nebst Getreidebreien, Brot, heimischen Süsswasserfischen, wenig Fleisch und einer bescheidenen Auswahl an Obst und Gemüse, spielten in der Reformationszeit insbesondere Milch- und Käsespeisen eine bedeutende Rolle. So auch der Glarner Ziger, für den Zürich vom 15. bis ins 19. Jahrhundert hinein der Hauptmarkt blieb. Zeitweise wurde in der Limmatstadt weit mehr von diesem unvergleichlichen Kräuterziger konsumiert als im gesamten Kanton Glarus. Die ersten Zigerschiffe dürften spätestens im 15. Jahrhundert ihren Weg von Glarus nach Zürich gefunden haben, meist vollbepackt mit Blöcken eingesalzener Butter. Denn der Ziger war ein Nebenprodukt der Butterherstellung, für die Zürich hohe Preise bezahlte, da es kaum auf andere Fette zurückgreifen konnte. Der aus saurer Magermilch hergestellte Ziger war lange ein ebenso begehrtes und meist gar teureres Produkt als die mit süsser Milch hergestellten Alpkäse. Auf Zürichs Märkten wird Kräuter- oder Schabziger schon im 15. Jahrhundert als wichtiges Handelsgut erwähnt. Und auch Mitte des 18. Jahrhunderts, als die Glarner bereits Jahr für Jahr zahlreiche Zigerschiffe bis nach Holland hinaufschickten, tummelten sich auf dem Marktplätzen der Stadt noch immer zahlreiche Zigerfraueli und Zigermannli, wie man die hausierenden Zigerverkäufer bis weit ins 20. Jahrhundert hinein nannte.