«Solange nicht geschieht, was wir wollen, müssen wir wollen, was wir können.» (Calvin)
Pünktlich zur Erscheinung des Herrn, dem Dreikönigtag 2018, gleich nach der hemmungslos hedonistischen Weihnachtszeit, wenden sich die kindlichen Stimmen des Zürich-Orakels an die erschöpften, vorsatzgeplagten Menschen. Während zwei Monaten bringen sie das Wort in die Stadt und reden im Halbdunkel der Winterzeit von dem, was protestantische Ethik ausmacht.
Wer in die an öffentlichen Plätzen installierten Klanginseln gerät, muss sich einiges anhören. Denn mit Maximen haben sie alle nicht gespart. Die Reformatoren der ersten Stunde und ihre Nachfolger im Geiste legten in puncto eingängige Imperative eine unglaubliche Produktivität an den Tag.
Michael Schindhelms Intervention schöpft aus dem reichen Gedankenfundus protestantischer Denker und nähert sich darin ironisch dem Zeitgeist von heute an. Die beiden zentralen Aspekte seiner Montage sind die Fixierung auf das Wort und die spezifisch protestantische Ethik. Das Zürich-Orakel setzt sich mit der für die Herausbildung einer Schriftsprache und die Entwicklung eines breiten internationalen Kommunikationssystems wesentlichen Forderung nach der Verbreitung des (Gottes-)Wortes auseinander und beschäftigt sich mit der progressiven, wertschöpfenden und ethisch motivierten Form eines protestantisch geprägten Kapitalismus.
So kreist diese Klangintervention um Geld und Geist, Konsumverzicht, die schweizerische Nationalethik und die «Arbeit im Weingarten des Herren». Sie kommt selbst nie zur Ruhe und wandert unermüdlich durch die Stadt, wird vorbereitet und gespiegelt über eine eigene Website und bringt ihre Botschaften mit einem Orakelkarten-Set auch analog unter die Leute. Denn: «Man arbeitet nicht allein, dass man lebt, sondern man lebt um der Arbeit willen, und wenn man nichts mehr zu arbeiten hat, so leidet man oder entschläft.» (Zinzendorf)
Mehr Informationen auf: www.zh-orakel.ch