Der Name ist Programm: Wenn Hanswalter Graf aus Huldrych Zwingli kurzerhand Hund Zwilch Girly macht, behandelt er die Sprache als Fundus und Material, als Spielzeug und Sinnstifterin. Zwischen Februar und November 2018 lanciert er mit Pfarrpersonen und SchülerInnen ein partizipatives Projekt zwischen Text und Bild ohne Geschwindigkeitsbegrenzung.
Aus heutiger Perspektive erscheinen die Probleme Zwinglis manchmal ziemlich trivial: Was ist denn schon dabei, einen ohnehin lästigen Brauch wie das Fasten aufzugeben? Dann isst man eben Fleisch oder lässt es bleiben – chacun à sa façon – und gut ist. Doch der grosse Aufreger liegt – wie so oft in Zwinglis Tagespolitik – bei der Frage der Autorität. Wohin führt es, wenn scheinbar unumstössliche Gebote plötzlich offen gebrochen werden können? Zum Verlust sozialer Ordnung oder zu einer neuen Selbstbestimmtheit des Individuums? Hanswalter Graf löst einzelne Sätze aus Zwinglis programmatischer Schrift «Von erkiesen und fryheit der spysen» (Von der freien Wahl der Speisen) und lädt zehn Zürcher Schulklassen des 7.-10. Schuljahrs ein, sich in Workshops künstlerisch mit solchen Aussagen auseinanderzusetzen. Die Arbeiten der SchülerInnen in Collagetechnik bilden die Grundlage für das Endprodukt des Künstlers: Er hüllt die Autos der teilnehmenden Pfarrpersonen in eine Komplettfolierung («Car Wrapping») und kreiert damit mobile Kunstwerke mitten im Alltagsgeschehen. Im Frühsommer finden SchülerInnen und PfarrerInnen in einer Mischung aus Gespräch und Vortrag zusammen, um über Reformation, schwierige Sätze und offene Fragen zu sprechen – und natürlich über das von ihnen gestaltete Auto.
hundzwilchgirly.ch